Gezielte Anzeigen für Rx-Produkte: Best Practices und rechtliche Aspekte

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Lesedauer: 7 Minuten

Im digitalen Zeitalter hat sich das Marketing in der Pharmabranche grundlegend verändert. Besonders bei verschreibungspflichtigen Medikamenten, den sogenannten Rx-Produkten, stehen Unternehmen vor der Herausforderung, die strengen gesetzlichen Bestimmungen einzuhalten und gleichzeitig effektive und innovative Marketingstrategien zu entwickeln. Dieser Blogbeitrag gibt einen umfassenden Überblick über den rechtlichen Rahmen für die Vermarktung von Rx-Produkten und zeigt bewährte Praktiken auf, wie man diese Produkte zielgerichtet und rechtskonform vermarkten kann. 

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WAS SIND RX-PRODUKTE?

Rx-Produkte sind verschreibungspflichtige Medikamente, die nur auf ärztliche Verordnung abgegeben werden dürfen. Aufgrund ihrer potenziellen Auswirkungen auf die Gesundheit unterliegen sie strengen Regularien, die sich deutlich von denen für frei verkäufliche Medikamente (OTC-Produkte) unterscheiden. 

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    RECHTLICHER RAHMEN FÜR DIE BEWERBUNG VON RX-PRODUKTEN

    Der rechtliche Rahmen für die Bewerbung von Rx-Produkten wird in Deutschland maßgeblich durch das Heilmittelwerbegesetz (HWG) bestimmt. Dieses Gesetz verbietet in § 10 die Werbung für verschreibungspflichtige Medikamente gegenüber der Allgemeinheit, um Verbraucher vor unsachgemäßer Beeinflussung zu schützen und sicherzustellen, dass Verschreibungen ausschließlich auf medizinischer Notwendigkeit basieren. 

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    HEILMITTELWERBEGESETZ (HWG)

    Das HWG erlaubt jedoch die Werbung gegenüber Fachkreisen, zu denen Ärzt*innen, Apotheker*innen und andere Angehörige der Heilberufe zählen. Bei der Ansprache der Zielgruppe müssen bestimmte Vorgaben eingehalten werden: 

    • Sachliche Informationen: Die Werbung muss fachlich korrekt sein und darf keine irreführenden Angaben enthalten. Übertreibungen oder unbelegte Behauptungen sind unzulässig. 
    • Pflichtangaben: Gemäß § 4 HWG müssen in der Werbung bestimmte Pflichtangaben gemacht werden, wie zum Beispiel der Wirkstoff, Anwendungsgebiete und mögliche Nebenwirkungen des Medikaments. 
    • Vermeidung von Wertreklame: Die Gewährung von Zugaben oder Geschenken ist nur in engen Grenzen erlaubt und darf nicht dazu dienen, die Verschreibungspraxis unsachgemäß zu beeinflussen. 

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    ARZNEIMITTELGESETZ (AMG)

    Zusätzlich zum HWG enthält das AMG weitere Bestimmungen zur Arzneimittelwerbung. Es legt fest, dass Informationen über Arzneimittel nicht irreführend sein dürfen und stellt Anforderungen an die Transparenz und Richtigkeit der bereitgestellten Informationen. Das AMG dient somit als ergänzende Rechtsgrundlage, die sicherstellt, dass die Vermarktung von Arzneimitteln im Einklang mit den gesetzlichen Vorschriften dafür erfolgt. 

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    EUROPÄISCHE RICHTLINIEN

    Auf europäischer Ebene regelt die Richtlinie 2001/83/EG die Werbung für Humanarzneimittel. Sie betont ebenfalls das Verbot der Werbung für verschreibungspflichtige Arzneimittel gegenüber der Allgemeinheit und harmonisiert die Vorschriften innerhalb der EU-Mitgliedsstaaten. Die Einhaltung dieser Richtlinie ist für alle Pharmaunternehmen, die in Europa tätig sind, verpflichtend. 

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    PLATTFORM-RICHTLINIEN

    Online-Plattformen wie Google, Meta oder LinkedIn haben eigene Werberichtlinien, welche die Bewerbung von Rx-Produkten weiter einschränken. So erlaubt Google Ads die Werbung für verschreibungspflichtige Medikamente nur unter strengen Auflagen und nur in bestimmten Ländern. Meta verbietet generell die Bewerbung von verschreibungspflichtigen Medikamenten gegenüber der Allgemeinheit. LinkedIn bietet mehr Möglichkeiten für B2B-Marketing, jedoch müssen auch hier die rechtlichen Vorgaben und Plattformrichtlinien genau beachtet werden. 

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    BEST PRACTICES FÜR DIE VERMARKTUNG VON RX-PRODUKTEN

    Die Vermarktung von Rx-Produkten erfordert eine präzise Zielgruppenansprache und die Nutzung gesetzlich erlaubter Wege. Die wichtigste Zielgruppe sind medizinische Fachkreise. Um diese effektiv zu erreichen, bieten sich verschiedene Strategien an. 

    Eine bewährte Methode ist die Nutzung von Fachmedien und spezialisierten Plattformen. Anzeigen in medizinischen Fachzeitschriften oder auf spezialisierten Online-Portalen erreichen direkt das gewünschte Publikum. Auch das Direktmarketing, beispielsweise durch den Versand von Informationsmaterialien und Newslettern an registrierte Fachkräfte, kann unter Einhaltung der DSGVO effektiv sein. 

    Im Online-Bereich bietet LinkedIn durch sein Berufsgruppen-Targeting die Möglichkeit medizinisches Fachpersonal gezielt anzusprechen. Programmatic Advertising auf Plattformen, die von Fachkreisen genutzt werden, ermöglicht ebenfalls eine zielgerichtete Ansprache. Wichtig ist dabei stets die Einhaltung der inhaltlichen Compliance. Die bereitgestellten Informationen müssen transparent, fachlich korrekt und wissenschaftlich fundiert sein. 

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    TECHNISCHE ANFORDERUNGEN UND HERAUSFORDERUNGEN

    Die Umsetzung von gezielten Kampagnen für Rx-Produkte erfordert technisches Know-how und ein tiefgehendes Verständnis der rechtlichen Grenzen. Ein zentrales Element ist das präzise Targeting. Die Nutzung von Datenbanken und Plattformen, die eine Segmentierung nach Berufsgruppen ermöglicht, ist hierbei von entscheidender Bedeutung. 

    In Bezug auf die Vermarktung von Rx-Produkten online, ist die Compliance mit den Plattformrichtlinien essenziell. Durch den Einsatz von Negativ-Keywords kann verhindert werden, dass die Anzeigen Laien ausgespielt werden. Außerdem müssen gesperrte oder eingeschränkte Keywords vermieden werden. Eine kontinuierliche Optimierung der Keyword-Listen trägt dazu bei, die Effektivität der Kampagne zu steigern und gleichzeitig die rechtlichen Vorgaben einzuhalten. 

    SUMMARY

    Die Vermarktung von Rx-Produkten im digitalen Raum stellt Pharmaunternehmen vor komplexe Herausforderungen. Eine effektive Zielgruppenansprache muss sorgfältig mit der Einhaltung strenger rechtlicher Vorgaben in Einklang gebracht werden. Durch die Fokussierung auf Fachkreise und die Nutzung spezialisierter Marketingkanäle können Unternehmen ihre Botschaften effektiv verbreiten, ohne gegen gesetzliche Bestimmungen zu verstoßen. Zukünftige Änderungen in der Gesetzgebung können weitere Möglichkeiten für die Vermarktung von Rx-Produkten eröffnen, doch bis dahin bleibt die strikte Einhaltung der bestehenden Regeln unerlässlich. 

    Hinweise: Dieser Artikel dient ausschließlich zu Informationszwecken und stellt keine Rechtsberatung dar. Für spezifische rechtliche Fragen konsultieren Sie bitte eine qualifizierte Rechtsberatung. 

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      Fabian Kaske

      Managing Director

      Hi,

      ich bin Fabian und Managing Director von Dr. Kaske und in allen relevanten Projekten mit Herz und Seele involviert. Neben der Unternehmensführung promoviere ich extern an der Universität Augsburg zum Thema Online-Marketing-Kommunikation. Vor dem Einstieg in die väterliche Agentur sammelte ich Erfahrung in der Unternehmensberatung Oliver Wyman sowie bei Procter & Gamble. Davor absolvierte ich ein Managementstudium in Oestrich-Winkel (EBS), Singapur (NUS), Paris (ESCP) und Hong Kong (CUHK). Somit schuf ich mir die Voraussetzungen Experte in meinem Fachgebiet zu sein und gehe als gutes Beispiel für die Mitarbeiter voran.

      Funfact über Fabian: Als Kind hatte ich langes und strohblondes Haar – einige Frauen sind sicher neidisch gewesen. 

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